Rückschauen / Reviews
"1. Freddy's Urbane Blues Night" am Donnerstag, den 29.03.2019 im "Indra Club 64" in Hamburg-St. Pauli
Wie initiiert man in einer großen Stadt eine funktionierende, belebte "Bluesszene"? Diese Frage entstand in meinem Kopf, nachdem ich 2016 nach Hamburg gezogen war und bereits - ohne nennenswerten musikalischen Ertrag - einige Sessions rund um die Alster abgeklappert hatte.
Zugegeben: Als erfahrener und bereits ein wenig angealterter Session- und Bandmusiker aus dem Westen der Republik, der voller Erwartungen in die Metropole Hamburg kam, konnte ich ein leichtes Gefühl der Enttäuschung nicht verhehlen; Bluesmusiker und -bands, ja, von denen gibt es auch hier im Norden einige versprengte. (Darunter auch sehr bekannte und herausragende, wie z. Bsp. Abi Wallenstein, die "Blues Company" oder einige andere hervorragende Blues-Künstler und -Künstlerinnen, die zu nennen sich hier erübrigt.)
Aber das, was ich aus anderen Gegenden Deutschlands kannte und schätzen gelernt hatte (lokale Blues-"Gemeinschaften", "Zirkel" von Bluesmusikern, die sich auch einmal gegenseitig bei Konzerten aushelfen und den regelmäßigen Austausch suchen), das vermisste ich vom ersten Tag an schmerzlich. Wenn es sie hier gab (so mein nachhaltiger Eindruck vom ersten Tag in Hamburg an), dann versteckten sie sich gut, machten irgendwie "ihr eigenes Ding", hielten wohlbemessenen Abstand zueinander und gingen sich ansonsten betont weiträumig aus dem Weg. (Und dies zu Lasten der jüngeren Bluesgeneration, denn von "Nachwuchs", gar von einer integrierenden Jugendarbeit in Sachen Blues konnte und kann leider auf den Hamburger Bluesbühnen so gut wie gar nicht die Rede sein.)
Also nahm ich mir vor: "Freddy's Urbane Blues Night" sollte die Antwort auf meine Frage und die Generallösung des Problems sein. Ich ließ einige Poster und Aufkleber drucken, sprach auf Jamsessions Musiker, deren Musik mich an Blues erinnerte, an, fasste meine Idee in einem Konzept zusammen, baute auf die Schnelle eine Webseite zusammen, machte einen Termin in einer Location im Herzen der Stadt fest und legte einfach los (übrigens unter Aufbringung einiger nicht unerheblicher, ungedeckter Kosten).
Schon bei der der ersten Veranstaltung im traditionsreichen, aber musikalisch aber etwas irrlichternden "Indra Club 64" fanden sich die Richtigen zusammen: Ich rekrutierte mich selbst und aus altgedienten, lokalen Bluesbands Werner Franzkowski als Shuffle-Drummer und Wolfgang Sievers als Kontrabassisten, sowie Michael Mehrens als Keyboarder und Sänger.
Mit dieser Hausband-Crew im Rücken konnte die Premiere der "FUBN" steigen - und sie stieg! Nach dem anheizenden Set der Hausband brachte der Gitarrist Frank Gärtner (der sich seine Meriten des Abends nicht nur als einfühlsamer Bluesinstrumentalist, sondern auch durch finanzielle Kostenbeteiligung verdiente) das 6-köpfige Band-Set "Franky's Groove Service" auf die Bühne - im gelungenen Ensemble mit der erfahrenen, ausdrucksstarken Sängerin Adi Wolf.
Im Anschluss fanden der (von mir sehr geschätzte) Bluesstringer Jan Mohr und mit ihm auch Tom Pink (ein junger, aufstrebender Bluessänger und -gitarrist) ihren Weg auf die FUBN-Bühne. Außer diesen beiden gestalteten dann in der Folge noch einige weitere engagierte und spiellaunige Sessionmusiker (zum Beispiel Karl Seidler am Saxofon, Reinhard Brinkmann an den Tasten, Sebastian Hofacker am Schlagzeug oder Eddy an die Gitarre) den Bluesabend.
Einzig die Tatsache, dass nur etwa 40 Zuhörer die Musik (und auch wegen der rücksichtslosen, ganz und gar unangemessen Beschallungsfront nur im bühnenfernen Bereich der Location) genossen, muss als kleiner Wermutstropfen vermerkt werden.
Fotos der Veranstaltung sind hier (interner Link) zusammengestellt.
Vom Hutspenden-Betrag gingen 20,00 € an den gemeinnützigen Hamburger Obdachlosenhilfe-Verein "Straßenblues".
Hamburg, im Februar 2019
Frederik Schlenk
"2. Freddy's Urbane Blues Night" am Donnerstag, den 31.05.2018 im "Indra Club 64" in Hamburg-St. Pauli
Die zweite Veranstaltung der Veranstaltungsreihe sollte diese im "Indra Club 64" fortsetzen und etablieren, musste jedoch leider den Abschluss der Kooperation mit dieser Location markieren. Dessen ungeachtet fanden sich wieder zahlreiche Musiker (und diesmal auch deutlich mehr Zuhörer) in der "Indra" ein - und feierten den Blues nach allen Regeln der Kunst.
Zunächst spielte die Hausband, die sich diesmal um die fantastisch shoutende Sängerin Adi Wolf, die sich auch noch in anderen Sets des Abends engagierte, versammelt hatte. Der Mundharmonikamann Holger Sibbe konnte dabei ebenso überzeugen wie die eingespielte Rhythmusgruppe Werner Franzkowski (Schlagzeug) und Wolfgang Sievers (Bass). Danach lieferten die Jan Mohr und Tom Pink (u. a. mit Hanno Pink am Bass) wieder mal eine gekonnt-harmonierende Gitarrenarbeit ab, bei der sie von Karl Seidler (Saxofon) tatkräftig unterstützt wurden.
Besondere Highlights waren an diesem denkwürdigen Abend der Auftritt des Ausnahmepianisten Michael Dubya aus Baltimore und - last but not least - die bewegten, sehr inspirierenden Performances der Swing- und Bluestanzgruppe von Ruby Doo, einer Hamburger Tanzlehrerin. Fotos der Veranstaltung sind hier (interner Link) zu sehen.
Ich danke dem Team des "Indra Club 64" für die zweimalige Kooperation.
Hamburg, im Februar 2019
Frederik Schlenk
"3. Freddy's Urbane Blues Night" am Freitag, den 04.01.2019 in der "Kulturwerkstatt Hamburg" in Hamburg-Bahrenfeld
Auch die inzwischen bereits in die vierte Runde gegangene FUBN in der "Kulturwerkstatt" kann dank einer eingeprobten Hausband und einer guten Kooperation mit der Location als musikalischer Erfolg gelten.
Diesmal erlaubte ich es mir, alte Bluesband-Freundschaften und -Seilschaften wieder aufleben zu lassen - und verpflichtete Guido Molzberger, einen geschätzten, ehemaligen und langjährigen Wegbegleiter aus "Neighborhood"-Zeiten, als Sänger der Hausband. Und Guido tat genau das, was er schon damals am besten konnte: Er zelebrierte den Blues "state of the art" und erfreute damit nicht nur mich, sondern auch die rund 60 Zuhörer.
Doch dies war noch nicht genug der Wiedersehensfreude: Im Anschluss zeigte ein weiterer, ehemaliger "Nachbar" - der Mundharmonika-Virtuose Andreas Martens -, dass er seine Bluesharfe immer noch ebenso gefühlvoll wie eindrucksvoll beherrscht. (Foto hier, interner Link)
Erneut blies Karl Seidler gekonnt den Bluesmarsch auf dem Saxofon, und einige andere, mir teilweise bis dahin unbekannte Musiker stießen hinzu, z. Bsp. der Gitarrist Hübi (der uns J. J. Cale ins Bluesgedächtnis renkte), der Sänger Mario Mancini, der (erneut perlend und banddienlich spielende) Pianist Reinhard Brinkmann, der sehr hörbare Mundharmonika-Spieler Horst (danke für die Fotos!) sowie zwei Musiker, die -leider sehr knüppelnd - das sowieso schon soundtechnisch sensibel zu behandelnde Loft der "Kulturwerkstatt" mit dem Volksparkstadion verwechselten - und die FUBN mit einer Stargala. Erfreulicherweise ließ sich auch Vincent Moser blicken (und gekonnt B.B.King-Gitarrentöne erklingen).
Ich danke nicht nur dem geneigten Publikum, sondern insbesondere auch dem Team der "Kulturwerkstatt" für den angenehmen Kontakt und für die Mitwirkung am Gelingen der "4. Freddy's Urbane Blues Night" zu Beginn des Jahres 2019!
Vom Hutspenden-Betrag gingen 10,00 € an den gemeinnützigen Verein "Ein-Dollar-Brille e.V.".
Hamburg, im Februar 2019
Frederik Schlenk
"4. Freddy's Urbane Blues Night" am Freitag, den 08.02.2019 in der "Zinnschmelze" in Hamburg-Barmbek
"Hamburg's finest blues session" in der Barmbeker "Zinne"
Bei der bislang ausdauerndsten und am besten besuchten "4. Freddy's Urbane Blues Night" teilten sich über annähernd 5 Stunden hinweg 22 gut gelaunte Musiker*innen die geräumige, ansehnlich drapierte und ausgeleuchtete Bühne der "Zinnschmelze" im schönen, aber noch winterlichen, regnerisch-kalten Hamburg-Barmbek - und ihre 30 Bluessongs mit rund 100, sichtlich erfreut lauschenden und mitsingenden Besucher*innen.
Dank der guten Zusammenarbeit mit der Location (namentlich Dorothee Puschmann) im Vorfeld der Bluesnight, dem professionell agierenden Soundtechnikerteam (Janni und Marek) und nicht zuletzt der stringenten Veranstaltungsdurchführung durch die Sessionleitung lief alles glatt. Nach dem einstündigen Warmup-Set der energetisch aufspielenden Hausband gelang es, 5 weitere, jeweils halbstündige Sessionsets in fast nahtloser Spielfolge auf die Bühne zu bringen.
Und es wurde tief in die schwere, dunkle Kiste der Bluesgeschichte gegriffen: Neben einer Reihe von klassischen Bluesstandards eines Muddy Waters (Champagne & Reefer, Kansas City, Got My Mojo Working) oder von Elmore James (Dust My Broom, Shake Your Moneymaker) kamen auch Instrumentals (Albatross, Rock Bottom) und sogar Material von J.J. Cale (Lies, Call Me The Breeze) zum audiophilen Einsatz.
Außer den stilechten Darbietungen einiger sich bereits "im Bluesalter" befindlichen Musiker der "Generation 40+" und der sowieso blueserfahrenen Hausband waren diesmal erfreulicherweise auch einige besonders erwähnenswerte "junge Bluestöne" zu hören. Neben dem Blues von Tom Pink, der gewohnt routiniert von Jan Mohr unterstützt wurde, sei an dieser Stelle insbesondere die Stimme der erst 21-jährigen, gebürtigen Hamburgerin und Gesangsstudentin Miriam Thomas hervorgehoben, die beim vorletzten, 5. Sessionset die Bühne betrat und sich - unter anderem von dem "Big Harmonicaman" Hendrik Südhaus gesanglich und mundharmonikatechnisch, von Tom Jack am Bass (der auch einige sehr ansprechende Fotos des Abends machte), vom jungen Jan-Philip am Saxophon und vom Sessionleiter Frederik Schlenk an der Gitarre - bemerkenswert routiniert bei dem Elmore-James-Song "The Sky Is Crying" oder dem B.B. King-Klassiker "The Thrill Is Gone" begleiten ließ.
Ich halte Miriam Thomas für eine echte "Newcomerin" in der Hamburger Bluesszene, die mit ihrer warmen, gefühlvollen Stimme und ihrem bereits erstaunlich ausgereiften Gespür für die Dynamik, die Intonation und die Performance von Bluessongs sicherlich eine vielversprechende musikalische Karriere vor sich hat.
Darum gebeten, ihre bisherigen musikalischen Ambitionen und Vorlieben sowie ihren Weg zu "Freddy's Urbane Blues Night" kurz zu beschreiben, schrieb mir Miriam das Folgende, das ich hier (natürlich mit ihrem gegebenen Einverständnis) zitieren möchte:
Frederik Schlenk
"5. Freddy's Urbane Blues Night" am Samstag, den 09.03.2019 in der "Honigfabrik" in Hamburg-Wilhelmsburg